Vor einigen Jahren kamen die ersten Neufahrzeuge mit kratzfesten Lacken auf den Markt. Diese verlangen im Reparaturfall oder bei der Pflege besonderes Wissen der Werkstattfachleute. Derzeit existieren mehrere Lacksysteme für kratzfeste Oberflächen am Automobil, die sich vom Konzept her deutlich unterscheiden. Drei davon kommen in der Serienfertigung und der Reparatur zum Einsatz. Eine Methode, den Lack kratzbeständiger zu machen besteht darin, eine Art Selbstreparaturmechanismus einzubauen. Der Lack ist dann in der Lage, vorhanden Mikrokratzer zufließen zu lassen. Dieser 'Reflow-Lack', wie ihn unter anderem Glasurit anbietet, wird unter Wärmeeinwirkung, beispielweise stärkerer Sonneneinstrahlung, wieder weich und kann so kleine Kratzer im Laufe der Zeit zurückbilden. Diese Eigenschaft beschränkt sich auf Kratzer, bei denen kein Lackmaterial abgetragen wurde. Eine weitere Vorgehensweise der Lackhersteller, kratzfestere Lacke zu erzielen ist, die Klarlackmoleküle dichter zu vernetzen. Diese Methode führt zu einer gleichmäßig harten Klarlackschicht, die im Reparaturfall entsprechend schwierig zu schleifen ist und an steinschlaggefährdeten Stellen eher Risse bildet oder abblättert. Mit Hilfe der Nano-Technologie ist es den Lackherstellern gelungen, eine Alternative zu finden, die einige Nachteile der beiden zuvor genannten Lackkonzepte vermeidet. Diese Methode basiert darauf, dass sich während des Trocknungsvorgangs an der Oberfläche der ansonsten homogenen Klarlackschicht Partikel aus Siliziumdioxid absondern. Sie bilden die eigentliche kratzfeste Schicht, die jedoch nur etwa 10 % der gesamten Klarlackschichtdicke ausmacht. Herkömmliche Schleifmaterialien zeigen bei harten Lacken Schwächen. Ein deutlich längerer Schleifvorgang und schwindende Standzeiten sind die Folge. Die Schleifmittelhersteller haben sich auf die veränderten Materialien eingestellt und bieten neue Produkte an, die auch auf harte Lacken bei einer geringen Rautiefe eine hohe Abtragsleistung und lange Nutzungszyklen bieten können. Vorteile hinsichtlich der Standzeit lassen sich auch mit den geeigneten Schleifwerkzeugen erzielen. Absaugkanäle im Schleifmittel tragen dazu bei, dass sich die Oberfläche nicht so schnell zusetzt und sich die verbesserte Kühlung positiv auf die Lebenszeit der Schleifscheibe auswirkt. Im Gegesatz zum Schleifen und Polieren bedarf es beim Lackieren dieser Materielien keine Änderung am Vorgang selbst. Sowohl die Spritztechnik wie auch die Geräte, Düsen und Drücke entsprechen denen herkömmlicher Lackiermaterialien. Für das Lackfinish haben die Schleif- und Poliermittelhersteller in Zusammenarbeit mit den Lackproduzenten ebenfalls spezielle Produkte entwickelt, die der besonders harten Oberflächenbeschaffenheit Rechnung tragen. Eine Studie des Alianz-Zentrums für Technik (AZT), die sich mit kratzfesteren Klarlacken in der Reparaturlackierung beschäftigt, kam es zu dem Ergebnis, dass in diesem Fall das Schleifen und Polieren beim Lackfinish etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen kann. In Absprache mit den führenden Reparaturverbänden wurden die Lackierzeiten im AZT-Schwacke-Kalkulationssystem um 0,1 Stunden für stehende bzw. um 0,3 Stunden für liegende Teile erhöht.
Glänzende Arbeit. Der Umgang mit kratzfesten Klarlacken: Reparatur und Finish
Brilliant performance. Dealing with scratch resistant clear varnishes: repair and finish
Krafthand ; 79 , 6 ; 24-26
2006
3 Seiten, 4 Bilder
Article (Journal)
German
Anwendung im Fahrzeugbau , Kratzfestigkeit , Reparatur , Pkw (Personenkraftwagen) , Schichtdicke , Siliciumdioxid , Rautiefe , Vorschleifen , Feinschleifen , Standzeit , Spritzlackieren , Oberflächenbeschaffenheit , Polieren , Reparaturkosten , Vernetzung (Polymer) , Vernetzungsdichte , Nanotechnik , Abschleifmittel , Lackpflege
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