Die Europäische Kommission plant eine Verordnung, deren Ziel ist, die Güterbeförderung auf europäischen Fernstrecken attraktiver zu gestalten. Bisher kann sich der Schienengüterverkehr, der am 01.01.2007 für den Wettbewerb geöffnet wurde, nur schwer entfalten, weil es den Frachtunternehmen an grenzüberschreitender Infrastruktur fehlt. Europäische Bahntrassen sind immer noch stark national fragmentiert. Deshalb fordern Frachtunternehmen spezielle Korridore für Güterzüge, damit Frachtzüge entlang der wichtigen Achsen in Europa ungestört rollen können. So schlägt die EU-Kommission nun vor, die Mitgliedstaaten sollen Korridore ausweisen, in denen Güterzüge allzeit Vorrang haben. Deutschland ist von dem Vorschlag am stärksten betroffen, weil es als einziges EU-Land gleich drei Korridore einrichten muss. Die Kommission hat die Zahl der Korridore nach dem Frachtvolumen gestaffelt, wobei die Mitgliedsländer selbst entscheiden können, wo die Korridore verlaufen sollen. Da sich ein Großteil des Korridors in Deutschland auf drei Achsen konzentriert, gilt es als wahrscheinlich, dass es sich um die Strecken Rotterdam-Köln-Mannheim-Basel-Genua handeln wird sowie um Duisburg-Berlin-Warschau und Stockholm-Hamburg, München-Neapel. Auf diesen Strecken müsste der Netztreiber auch vorab für das ganze Jahr minutiöse Pläne aufstellen. Nicht nur die Deutsche Bahn, auch Ökonomen hadern mit dem Vorschlag und finden ihn ordnungspolitisch verfehlt. Da den Personenzügen in den Güterkorridoren weniger Trassen zur Verfügung stehen, seien dort höhere Trassenentgelte und damit höhere Preise im Personenverkehr und eine geringere Taktung von Personenzügen zu erwarten. Würden auf der viel befahrenen Rheinstrecke Güterzüge bevorzugt, hätten Personenzüge kaum noch eine Chance. Hier zeigt sich, dass das Problem durch zu geringe Investitionen in Infrastruktur entstanden ist.
Allzeit freie Fahrt. Europa. Die Kommission will den Güterverkehr auf der Schiene privilegieren - zum Entsetzen von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn
Wirtschaftswoche ; 11 ; 32
2009
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Article (Journal)
German
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