Privatfinanzierte Mautstraßen haben in Italien Tradition. Die meisten italienischen Autobahnen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von der zur Staatsholding IRI gehörenden Autostrade-Gesellschaft errichtet, betrieben und im Jahr 1999 bei Auflösung der IRI privatisiert. Es gibt 23 Autobahngesellschaften (Aktiengesellschaften nach italienischem Recht). Davon gehören 7 zur Autostrade-Gesellschaft (einer Holding), andere gehören, durch Beteiligungen miteinander verbunden, zu Grupo SIAS oder zu Autostrade Torino-Milano. Weitere 7 Gesellschaften haben vorwiegend öffentliche Eigentümer, wobei nur das Konsortium der sizilianischen Autobahnen ganz in öffentlicher Hand ist. Für die Überwachung der Maut-Tarife ist die staatliche Straßenbaugesellschaft ANAS verantwortlich. Sie setzt für die jährliche Steigerung Obergrenzen fest, deren mathematische Basis im Text erläutert wird. Durch vermehrten Einsatz elektronischer Gebührenerhebungssysteme wurden Wartezeiten gesenkt. Das System basiert im Unterschied zum deutschen auf Mikrowellentechnologie. Die Autobahnnutzer mieten (für nur 1 Euro plus Mehrwertsteuer monatlich) einen kleinen Empfänger (Telepass), der innen an der Windschutzscheibe angebracht wird. Durch Baken an den Einfahrten und Ausfahrten werden die gefahrenen Kilometer bestimmt und der entsprechende Betrag wird monatlich abgebucht. Als Alternative können auch Chipkarten erworben werden, die einen kurzen Stopp an jeder Mautstelle erfordern. Barzahlung an Maut-Häuschen ist nach wie vor möglich. Der Pkw-Maut beträgt durchschnittlich 5 Cent pro km. Betriebswirtschaftlich war die Privatisierung ein Erfolg. Der Jahresüberschuss 2004 betrug für die Autostrade-Gruppe 429 Millionen Euro. Nur zwei Faktoren werden vom Autor kritisch betrachtet: Die alleinige Regulierungsmacht der unternehmerfreundlichen ANAS in Bezug auf die Tarif-Obergrenze und die Missverständlichkeit der Zahlungsmöglichkeiten, besonders für Touristen. Ein blaues T auf gelben Grund bedeutet 'Telepass', und wer aus Unkenntnis ohne Telepass diese Fahrbahn wählt, muss später wechseln, was den Verkehr stark behindern kann.
Mautautobahnen in Italien: Privatisierung und Regulierung
Toll motorways in Italy: privatisation and regulation
Internationales Verkehrswesen ; 58 , 6 ; 263-266
2006
4 Seiten, 2 Bilder, 1 Tabelle, 14 Quellen
Article (Journal)
German
Mautautobahnen in Italien: Privatisierung und Regulierung
IuD Bahn | 2006
|Privatisierung von Bundesfernstraßen
GWLB - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek | 1996
|Privatisierung der Bundesautobahnen
SLUB | 1995
|Privatisierung des Schienenverkehrs
TIBKAT | 1993
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