Eine Verkürzung von Reisezeiten darf nicht nur möglichst geradlinigen Neubaustrecken mit Hochgeschwindigkeitszügen vorbehalten bleiben. Eine Lösung ist die sogenannte Neigetechnik. Ein Neigung des Wagenkastens beim Befahren eines Gleisbogens nach innen vermindert die auf den Fahrgast wirkende Querbeschleunigung und ermöglicht dadurch eine um bis zu 30 % höhere Fahrgeschwindigkeit im Gleisbogen. Die DBAG (Deutsche Bahn AG) setzte erstmals seit 1992 Züge mit Neigetechnik ein. Die Nachfolgemodelle der Neigezüge haben anstatt eines hydraulischen einen elektrischen Neigeantrieb. Die Vorteile des elektrischen Neigeantriebs sind ein erheblich geringeres Gewicht und Volumen, ein hoher Wirkungsgrad bei niedrigem Energieverbrauch, hohe Verfügbarkeit und geringer Wartungsbedarf, niedrige Lebenswegkosten und hohe Wirtschaftlichkeit sowie keine Umweltbelastung durch Hydraulikflüssigkeit und verbrauchte Filter. Diese Vorteil wurden im praktischen Einsatz bestätigt. Sie entsprechen auch den Abforderungen, wie sie für künftige Hochgeschwindigkeitszüge gestellt werden. Das elektrische Neigesystem besteht aus den Subsystemen elektrisches Antriebssystem welches nur einen Linearantrieb pro Drehgestell benötigt mit gemeinsamer zweikanaliger Leistungselektronik, Neige- und Steuerelektronik mit Mikrorechner und Sensorik sowie die Anwendersoftware zur Steuerung und Regelung der Neigebewegung und Überwachung als auch der Sicherung aller Betriebszustände einschließlich Diagnose. Fahrversuche zeigten, daß die Neigetechnik auch Potential für Anwendungen im Hochgeschwindigkeitsverkehr besitzt. Sie bietet sich daher auch für den geplanten ICE4 (Inter City Express) an.
Elektrische Neigetechnik. Neue Technologie trägt zur Verkürzung von Reisezeiten auf bestehenden Schienenstrecken bei
Der Eisenbahningenieur ; 48 , 10 ; 59
1997
1 Seite, 1 Bild, 3 Quellen
Article (Journal)
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