Bedingt durch Unterschiede bei kulturellen Ansprüchen, Prozeß-Infrastrukturen, gesetzlichen Bestimmungen, beim Umweltschutz- oder Kostenbewußtsein ergeben sich zwischen Nordamerika und Europa erhebliche Differenzen beim Lackieren von Automobilkunststoffteilen. Auf dekorativen Teilen wie Stoßfängern und Armaturenbrettern werden in Nordamerika 1K-Lacke bei 120 Grad C in 30 min eingebrannt, während in Europa bei der gleichen Zeit dafür 80 Grad C aufgewandt werden. In Nordamerika sind die meisten dieser Teile aus RIM-Urethan, das höhere Einbrenntemperaturen verträgt und so die Verwendung von kostengünstigerem 1K-Acrylmelaminharz-Lack erlaubt. Europäische Käufer stellen höhere Ansprüche an das Erscheinungsbild ihres Wagens, was den Einsatz der wesentlich teureren 2K-Urethan-Beschichtungen bedingt. Es werden hier die höheren Kosten der Urethanbeschichtung durch den geringeren Energieeinsatz bei der Einbrenntemperatur ausgeglichen. Die Vorbehandlung zur Verbesserung der Haftvermittlung auf den Stoßstangen aus PP (TPO) erfolgt in Europa meist durch Beflammen, Korona- oder Plasmabehandlung. Nordamerikaner unterlassen die Anwendung offener Flammen in Verbindung mit Lack. Es wird meist ein Primer auf Basis von CPO (chlorierte Polyolefine) angewandt, dessen Auftrag sich gut in den industriellen Prozeß einfügt. In Europa werden solcher Primer wegen möglicher Einwirkungen auf die Ozonschicht nicht eingesetzt. Auf diesem Kontinent wurde auch früh mit dem Einsatz von Wasserbasislack für Außenteile begonnen, während Nordamerika weiterhin den Lösemittellack einsetzt. Für die Innenraumanwendung wurde aber schnell 1K-Acrylwasserlack (TPA) in Gebrauch genommen und wird aus Kostengründen wohl auch stark in der Anwendung bleiben, während in Europa für hohe Ansprüche 2K-Soft-Touch-Systeme appliziert werden. Auch die Prognosen für künftige Beschichtungssysteme für das Automobil differieren stark für die einzelnen Kontinente (tabellarisch zusammengestellt).


    Zugriff

    Zugriff über TIB

    Verfügbarkeit in meiner Bibliothek prüfen

    Bestellung bei Subito €


    Exportieren, teilen und zitieren



    Titel :

    Kulturelle Unterschiede. Globale Fertigung oder lokales Angebot für Automobilteile aus Kunststoff


    Beteiligte:
    Carlisle, J. (Autor:in)

    Erschienen in:

    mo metalloberfläche ; 57 , 5 ; 45-49


    Erscheinungsdatum :

    2003


    Format / Umfang :

    5 Seiten, 4 Bilder, 1 Tabelle, 2 Quellen



    Medientyp :

    Aufsatz (Zeitschrift)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch




    Kulturelle Unterschiede : globale Fertigung oder lokales Angebot fuer Automobilteile aus Kunststoff

    Carlisle,J. / Rohm and Haas,Strullendorf,DE | Kraftfahrwesen | 2003


    Kulturelle Unterschiede : globale Fertigung oder lokales Angebot fuer Automobilteile aus Kunststoff

    Carlisle,J. / Rohm and Haas,Strullendorf,DE | Kraftfahrwesen | 2003


    Spritzgiessen oder Reaktionstechnik fuer Automobilteile?

    Krauss-Maffei,Muenchen,DE | Kraftfahrwesen | 2013


    Geraeuschpegelprognose fuer Automobilteile

    Putsch,G. / Rhodia Engineering Plastics,Freiburg,DE | Kraftfahrwesen | 2001


    Automobilteile auf Bearbeitungszentren

    Boetz,V. | Kraftfahrwesen | 1989