Klebstoffe verbinden unterschiedliche Werkstoffe flächig, Energie sparend und ohne weitere Hilfsteile. Sie sind eine interessante Alternative zum Schweißen. Mit einem Kilogramm Klebstoff lässt sich laut Degussa das Fahrzeuggewicht um 25 Kilogramm reduzieren, weil die höhere Steifigkeit geklebter Karosserien dünnere Bleche erlaubt. Geklebte Strukturen sind zwischen 10 und 30 % steifer als geschweißte. Ferner dienen Klebstoffe auch der Abdichtung, sie verringen Vibrationen und Geräusche und schützen vor Korrosion. Ein Mittelkassewagen braucht 5500 Schweißpunkte; jeder Punkt kostet etwa 5 Cent. Gut die Hälfte könnten auch Klebenähte ersetzen. Angesichts dieser Zahlen ist es verständlich, dass das Interesse der OEM am Kleben wächst. Aktuell geht etwa ein Zehntel der Klebstoffproduktion in die Automobilindustrie. Pro Fahrzeug werden bis zu 30 Kilogramm Kleb- und Dichtstoffe eingesetzt. DaimlerChrysler nutzt das Kleben als Fügetechnik im Karosseriebau seit 1998. Das Prinzip 'Schweißen plus Kleben' hat DaimlerChrysler in der neuen Baureihe der S-Klasse perfektioniert - besonders in den Bereichen, die crashrelevant sind oder die große Bedeutung für die Steifigkeit der Karosserie haben. BMW hat nach eigener Aussage schon 1969 mit dem Kleben im Karosseriebau begonnen. Seit 1972 bringt BMW den Klebstoff automatisch auf. Vor allem die Punktschweißklebungen wurden seitdem kontinuierlich ausgeweitet. Beim aktuellen 7er sind es 150 Meter Klebenaht, die unterstützend zum Punktschweisen gesetzt werden. Im 5er wird der Alu-Vorderbau per Stanznietklebung mit der Stahlkarosserie verbunden. VW verklebt für das Frontend des neuen Polo die KTL-lackierte Trägerkonstruktion aus Stahlblech mit dem Polypropylen-Kunststoffprofil. Für diese Aufgabe entwickelte Dow Automotive ein neuartiges 2K-Klebesystem auf Acrylatbasis. Die Oberflächeneigenschaften dieses Klebers ermöglichen eine Verbindung von Substraten mit niedriger Oberflächenenergie ohne gesonderte Vorbehandlung. Die Hybridkonstruktion des Frontends senkt das Gewicht um 25 %. Auch Audi sieht einen klaren Trend zum Kleben. Probleme bereitet den OEM noch die Bauteilabsicherung. Die größten Hindernisse für den Einsatz von Klebstoffen liegen momentan in der mangelnden Berechenbarkeit der Verbindungen, sodass für jeden Einsatzfall aufwändige Tests notwendig sind. Bei Ford beurteilen die Rohbau-Experten der Einsatz von Klebern zurückhaltender. Der Grund liegt in Prozesssicherheit. Aus Sicht der Fertiging sind Klebeverbindungen nicht sehr beliebt - der Wartungsaufwand der Einrichtungen ist hoch und die technische Verfügbarkeit geringer als bei anderen Verbindungstechniken. Ein massives Problem bereitet die Klebetechnik derzeit noch am Ende des Fahrzeuglebens. VW erwartet von einem intelligenten Kleber ein verbessertes Recycling und ein günstigeres Crashverhalten.


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    Titel :

    Schweißen plus Kleben


    Weitere Titelangaben:

    Welding plus glueing


    Beteiligte:

    Erschienen in:

    Automobil Industrie ; 51 , 3 ; 44-46


    Erscheinungsdatum :

    2006


    Format / Umfang :

    3 Seiten, 2 Bilder



    Medientyp :

    Aufsatz (Zeitschrift)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch




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